Ein theoretischer Mannschafts-OL und seine Umsetzung in die Praxis

Geschrieben von Anita am .

Wie uns der Sport hilft, die Idee einer nachhaltigeren Welt zu verstehen
Die zunehmende Urbanisierung, der Eingriff des Menschen in die Natur und nicht zuletzt die Folgen des Klimawandels führen zu sich verändernden Landkarten. Auch Orientierungslaufkarten sind von diesem Wandel betroffen, wenn nicht sogar langfristig mit dem Wegfall von Laufgebieten gerechnet werden muss. Aus Sicht des Sports stellt dies eine schmerzliche, wenngleich vermutlich zu verkraftende Entwicklung dar; aus gesamtgesellschaftlicher Sicht zieht der Biodiversitätsverlust jedoch verheerende Folgen nach sich.

Zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen ist bereits seit 1987 das Konzept der nachhaltigen Entwicklung bekannt [1] und durch FridaysFor Future in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Für Sportler und Sportlerinnen mag die Frage aufkommen, was Orientierungslauf mit all dem zu tun hat.

Tatsächlich lässt sich durch den Sport ein erklärendes Bild zeichnen: Die Vereinten Nationen haben mit der Agenda 2030 [2] einen globalen Mannschafts-OL eröffnet. Es gilt, 17 Nachhaltigkeitsentwicklungsziele zu erreichen und dabei 169 Unterziele einzusammeln [3]. Dabei bleibt nur wenig Zeit, um abzuwenden, dass Kipppunkte im Klimasystem überschritten werden. Gleichzeitig sind Armut, bewaffnete Konflikte und soziale Ungleichheit Herausforderungen, die nicht von Einzelpersonen gelöst werden können. Deswegen können die 17 Posten nicht wie im Einzelwettkampf linear nacheinander abgelaufen werden. Wir müssen als Gemeinschaft zusammen loslaufen und die Strecke und Höhenmeter, auf denen die 169 Unterziele aufgestellt sind, im Team aufteilen. Schließlich ist Teilhabe essenziell für eine nachhaltige Entwicklung. Deshalb können wir niemanden unterwegs zurücklassen,um die 17 Posten zu erreichen. Wie beim Mannschafts-OL müssen wir zusammen dem Ziel entgegenlaufen.  

Im globalen System ist das Postennetz durch die Agenda 2030 vorgegeben worden. Jetzt muss es auf Karten übertragen werden, damit lokal belaufbare Strecken entstehen und jeder Mensch seinen eigenen Wirkbereich entdecken kann. Die Metapher verlassend heißt das, dass es Strukturen bedarf, die dabei unterstützen, die mit Hinblick auf die oben beschriebenen Herausforderungen drohende Ohnmacht in positive Gestaltungsenergie zu verwandeln. Eine solche Struktur baut Anita Ni, Vereinsmitglied des OLV Steinberg, an ihrem Studienort Aachen auf: Zusammen mit weiteren Engagierten gründete sie PAN – Plattform Aachener Nachhaltigkeit [4].

Getreu dem Motto „Think global – act local“versteht sich der Verein als Startplattform für Menschen, die ihre Ideen für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung umsetzen wollen. Durch die Schaffung von Kommunikations- und Austauschstrukturen sowohl im physischen als auch im virtuellen Raum kommen Menschen zusammen, organisieren DIY-Workshops und Müllsammelaktionen und setzen sich für mehr Nachhaltigkeit in Hochschulstrukturen ein.

Die Möglichkeiten, etwas zu verändern, sind so divers und zahlreich wie Orientierungslaufkarten. Wie beim Laufen braucht es zum Starten nicht viel: Jede:r kann vor der Haustür los. Das wichtigste ist, dass wir loslaufen!

Weiterführende Links und Literatur:
[1] Vereinte Nationen: Our Common Future: Report of the World Commission on Environment and Development. 1987
[2] Website der Vereinten Nationen zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (englisch): https://sustainabledevelopment.un.org/?menu=1300
[4] Website des Vereins PAN – Plattform Aachener Nachhaltigkeit e. V.: https://pan-aachen.de/
[3] Website 17 Ziele: https://17ziele.de/