Ensel und Kretel im Lake District
Ensel und Kretel bei den internationalen Zielsprintmeisterschaften im Lake District
Ende Juli machten wir uns mit einer acht köpfigen Delegation nach England auf. Ziel war der fünf Tage-Lauf im Lake District. Mit dabei waren die Buntbären Sabeth, Rahel und Toby sowie Elvira, Vadim und unsere extra aus der Schweiz eingeflogene Trainerin Jaana. Am letzten Samstag im Juli flogen wir von Frankfurt aus, bei 33 Grad, nach Manchester. Dort erwartete uns erst einmal ein Temperaturschock. Gefühlte 18 Grad und ein bedrohlich nach Regen ausschauender Himmel nahmen uns in Empfang. Nach dem wir unsere zwei Mietautos abgeholt hatten, machten wir uns auf den Weg nach Norden. Mit Sack und Pack fuhren wir zu unserem angemieteten Domizil, in dem royalen Ambleside.
Auf der Anreise holten wir unsere Startunterlagen für die folgenden Tage ab und kauften im Booths, Lebensmittel für das erste Wochenende ein. Da in dem vornehmen britischen Land keine Straßenadressen angegeben werden, sondern für die Anwesen Namen vergeben werden, hatten wir einige Probleme unsere Schlafplätze zu finden. Doch nach mehrerem Drehen und Wenden mit dem Auto erreichten wir doch noch unser britisches Schloss. Nach dem Kampf um die begehrten Schlafgemächer, entbrannte, angetrieben von Hunger und Nöten, ein genauso harter Kampf um das Abendessen. Nach so vielen Eindrücken und Überlebenskämpfen gingen wir früh zu Bett, um für den ersten Wettkampf, am nächsten Tag gerüstet zu sein.
Wettkampf Tag nummero uno
Wir wachten auf und hatten die deutsche Hitzewelle weit hinter uns gelassen. Typisches britisches Wetter, 18 Grad und Dauerregen war für uns angerichtet. Nach dem Breakfast fuhren wir mit den Autos nach Grasmere zum ersten Wettkampfort. Um zum Start auf der Karte Silver How zu gelangen, mussten wir 2,3 km und 240 hm überwinden, das alles bei oben genannten Wetterbedingungen. Der Lauf fand auf einem baumlosen Bergrücken mit unendlich vielen Sümpfen, Felsen und einer sehr interessanten Höhenlinienformation statt. Wege waren Mangelware. Auf Grund der herrschenden Wetterlage war das Tragen einer Regenjacke und das Mitführen einer Trillerpfeife Pflicht. Die Streckenlängen unserer Gruppenmitglieder lagen zwischen 8,7 und 3,8 km, dazu gab es auf der langen Strecke 405 hm. Alle kamen wohl behalten aber völlig durchnässt von ihren Läufen zurück. Jedoch einem unserer Buntbären passierte auf dem steilen Rückweg ins WKZ ein Missgeschick. Das Teammitglied rutschte auf dem regendurchnässten Weg aus und zog sich neben einer Platzwunde eine Gehirnerschütterung zu, welche im Erste-Hilfe-Zelt behandelt werden musste. Dies war ein Rückschlag für die gesamte Truppe und alle verließen erschüttert und traumatisiert den schicksalsbelasteten Ort des Geschehens
Wettkampf Tag Number TWO
Um zum WKZ in der Nähe von Patterdale zu gelangen mussten wir über den nebelverhangenen Kirkston Pass fahren. Auch am zweiten Tag hatten wir eine Anmarschdistanz zur Karte Angle Tarn Pikes, von stolzen 2,5 km und 280 hm zurückzulegen. Wieder einmal war das Laufgelände baumlos so, dass der Kompass ein nicht wegzudenkendes Hilfsmittel war, um die Kontrollpunkte anzulaufen. Das Wetter zeigte sich von seiner touristenfreundlichen Seite. So ergab es sich, dass wir bei wärmenden Sonnenstrahlen unsere Bahnen ablaufen konnten. Das besondere der ersten Tage war, dass die offenen Flächen auf der Karte, welche normalerweise gelb dargestellt sind, weiß gekennzeichnet waren. Überlebensrate 100%.
Wettkampftag nümmerli drü
Vor dem ersehnten Ruhetag wurde den abenteuerlustigen Reisenden noch einmal alles abverlangt. Die dritte Langdistanz in Folge musste in Whinlatter bestritten werden. Der bemerkenswerte Unterschied zu den vorherigen Tagen war, dass auf der Karte ein überaus hoher Baumanteil vorhanden war. Leider war dieser zum größten Teil im zweier grün vorhanden. Das bedeutete, dass die Posten nur mit erhöhtem Widerstand angelaufen werden konnten. Unsere eingeschworene Reisegruppe nahm getrennte Anreisewege ins WKZ. Elivra, Vadim und Jaana fuhren mit Veranstalter bereitgestellten Busshuttle zur Whinlatter Karte. Der andere Teil konnte mit dem zuvor beantragten Permit, Dank Toby, direkt zum Ort des Geschehens fahren.
Siesta
Der dringend benötigte Ruhetag wurde damit genutzt, um den neuseeländischen Nationalläufer zurück nach Manchester zubringen, damit er rechtzeitig zur WM nach Riga anreisen konnte. Der Rest der Gruppe verbrachte die Zeit mit der zweit wichtigsten Beschäftigung der Woche: Nahrungsmittelbeschaffung.
Nach einer kurzen Wanderung zur Sweden Bridge in Ambleside, war Erholung der schweren Beine und Entspannung der Gemüter angesagt, um die nächsten Rennen mit Erfolg zu bestreiten. Nur Ensel konnte die Hummeln im Allerwertesten nicht ruhen lassen. Spontan und voller Energie fuhr er am Abend nach Ulverston, um am Stadt-OL teilzunehmen.
Wettkampf dag veer
Um zum Askham Fell zu gelangen musste nochmals die anstrengende Fahrt auf engen, durch Steinmauern begrenzten Straßen über den Kirkstone Pass in Kauf genommen werden. Wir fuhren bergauf, in einen nebelverhangenen, in herbstlichem Wetter gekleideten Pass. Bergab änderten sich die äußeren Bedingungen zu unserer Freude zum Guten. Wir erreichten die Zielwiese bei sommerlichen Temperaturen und ärgerten uns, dass wir die Sonnencreme zuhause ließen. Diesmal war das Etappengelände sehr flach, wieder baumlos dafür fast ohne Konturen. Für uns bedeutete dies 100 prozentiges Vertrauen in den Kompass. Gezeichnet von der Sonne fuhren wir nach der kräftezerrenden längsten Etappe wieder ins geborgene Heim. Mittlerweile hatte sich parallel zu den offiziellen Wettkämpfen ein interner Konkurrenzkampf entwickelt. Gretel, Elvira und Jaana liefen um die begehrte Trophäe der Zielsprintmeisterin. Es war ein Kopf an Kopf Rennen der Teilnehmerinnen. Bei der vorletzten Etappe siegte Jaana und führte die Competition mit zwei Siegen an. Trotzdem hatten alle drei Chancen, die Wochensiegerin zu werden. Die Spannung vor der letzten Etappe war fast nicht auszuhalten. Alle überlegten sich Taktiken um die Gegnerinnen auszustechen.
Tag der Entscheidung
Nach vier Langdistanzrennen lag ein Mitteldistanzrennen am Wettkampftag Pjatyi (fünf) vor uns. Die Etappe auf der Karte Dale Park, Graythwaite fand in einem fein kuppierten Wald statt. Der relativ steile Hang war übersät mit Steinen, Mulden, Sümpfen und Bächen. So war es gar nicht einfach den Überblick zu behalten. Trotzdem kamen alle Läufer ohne Fehlstempel aus dem Wald. Buntbärin Sabeth hatte Pech und schreckte an einem Posten einen Schwarm Erdwespen auf, welche sogleich ihr Terrain mit aggressivem Stechen verteidigen. Dementsprechend sah ihr Bein am Abend dick geschwollen aus. Zurück zum Highlight des fünf Tage Laufes. Kretel besiegte Jaana im Zieleinlauf um souveräne 4 Sekunden. Somit hatte sie, falls Elvira nicht schneller wäre, mit 2 Siegen gleichgezogen. Auf Grund der kürzeren Gesamtzieleinlaufszeit hätte sie gewonnen. Das Warten auf die letzte verbleibende Läuferin, um den Sprint Cup, entpuppte sich als nervenaufreibende Aktion. Die Spannung stieg ins unermessliche. Dann sahen wir Elvira im Zielhang ihre letzten Posten anlaufen. Sie sah noch sehr fit aus, dies machte die Situation umso spannender, nachdem sie endlich den Zielposten gestempelt hatte, warteten alle gespannt auf ihren Zwischenzeitenzettel. Ein kurzer Blick auf ihn und dann, stand die Gesamtsiegerin fest. Kretel hatte es knapp geschafft. Nach der Siegerehrung mit Flower Zeremonie, Siegerkranz und Preis, konnten wir die Heimfahrt antreten. Kretel trägt nun die große Bürde beim nächsten Mehrtagelauf die Zieleinlauf Sprint Meisterschaften auszurichten.
Eine wunderschöne Woche im Lake District ging zu Ende und wir flogen wohlbehalten am nächsten Tag von Manchester nach Hause.
Ensel und Kretel