Scottish Six Days 2017

Ein Bericht von Gritta

Auch in diesem Jahr gibt es einen kleinen Bericht über unseren Sommer-OL-Familienurlaub. Es sollten nun also die Scottish Six Days sein! Oje! Bei typisch britischem Wetter die Highlands rauf und runter?? Oje? Oja!!!

Am Vortag richteten wir uns mit unserem Wohnmobil auf dem Campinggelände in Ballater ein und erkundeten schon mal das kleine hübsche Örtchen. Queenbesuch und

Highlandgames standen vor der Tür, also war alles schon ganz hübsch gemacht und wir konnten sogar einer öffentlichen Probe der örtlichen Dudelsack-Band beiwohnen! Aber wir sind ja nicht zum Vergnügen hier! Sonntag früh ging es los. Der erste Blick galt stets dem Wetter. Trocken! Gott sei Dank! Mit Reisebussen wurden wir zum Wettkampfgebiet nach Aboyne gebracht. Unsere Aufregung wandelte sich jetzt in richtige Anspannung. Schließlich sollten Marie und Merle in diesem Jahr alleine ihre Strecken laufen und wir, Gerrit und ich, in unseren Altersklassen! Als blutige Anfänger hatten wir die Kurzstrecken W40S und M40S gewählt, während die Zwillinge in der W10A und Matti in der M14A die jeweils längeren Wege hatten. Aber meine Güte! Wieviele Klassen und Strecken und Starts und Teilnehmer gibt es denn da?? Schaffen wir das, alle am richtigen Start in die richtigen Bahnen mit den richtigen Karten loszuschicken? Ein paar Sätze noch schnell lernen: „Can you help?“ „Where am I?“ „I am hurt.“ Und ab in den Wald… Die Strecken waren sehr anspruchsvoll, für uns besonders schwierig, da viel nach Höhenlinien orientiert wurde und es kaum, eigentlich gar keine Wege gab. Mehrere Posten lagen eng beieinander, die Postennummern wollten gut kontrolliert sein. Der Boden war schwer zu belaufen, oft voller Heidelbeeren oder aber nass und rutschig. Volle Konzentration von Anfang bis Ende! Die Kinder belegten Plätze im Mittelfeld, Gerrit war ganz zufrieden, und ich hatte mein Ziel schließlich auch erreicht: Hauptsache, alle Posten finden, egal wie lange es dauert.

So vergingen die ersten drei Tage, in denen das Wettkampfgebiet stets bei Aboyne lag. Wir hatten uns ein wenig eingelaufen und auf die Schwierigkeiten eingestellt. Das Wetter hielt (abgesehen von kurzen Schauern), und die Ergebnisse der Kinder wurden stetig besser. Dann folgte am Mittwoch ein Ruhetag! Damit es nicht langweilig wurde, hat das Sprint Scotland Team einen kleinen, aber anspruchsvollen Sprint in und um Ballater angeboten. Ich nutzte die Gelegenheit, meine Erkältung, mit der ich schon in die ersten Tage ging, etwas auszukurieren, aber Gerrit und die Kinder waren natürlich mit Feuereifer dabei! Für uns ungewohnt führte der Lauf immer wieder aus der Stadt raus ins Gelände und forderte durch diese Mischung höchste Konzentration. Leider lief es für Matti gar nicht gut, er hatte sich einmal tüchtig verfranzt und das schlug uns allen etwas auf die Stimmung. Aber das war ja sowieso nur ein kleines Intermezzo, denn am Donnerstag ging es natürlich mit Lauf 4 weiter! Die zweite Hälfte des Wettbewerbs wurde bei Braemar abgehalten. Ich weiß nicht warum, aber das Gelände schien uns besser zu liegen! Weniger Wald, mehr Hochmoor und Heidelandschaft. Wunderschöne Zieleinläufe, bei denen man sich selber auf einer Riesenleinwand einlaufen sah und seinen Namen über die Lautsprecher hörte. Wahnsinn! Merle startete den Reigen der Erfolgserlebnisse mit einem dritten Platz, ich war plötzlich einmal Neunte, und Matti kämpfte sich auf den 16. Gesamtrang vor!! Selbst ein ziemlich verregneter Tag 5 konnte uns nicht stoppen! Wir stapften durch die Heide, durchkämmten Moore, stolperten über Felsen und wateten durch Flüsse! Ein verletzter Wettkämpfer wurde auf einer Trage aus dem Wald transportiert, ein anderer mit dem Rettungshubschrauber abgeholt. Ein Posten fand sich mutwillig versteckt unter einer Wurzel, mit einem Stück Baumstamm abgedeckt. „Caution! Pedestrians in competition area!“ Ein sehr unerfreuliches Vorkommnis.

Für uns sollte aber Tag 6 der krönende Abschluss werden! Leider trafen wir uns im Ziel alle recht unzufrieden wieder. Keiner von uns fünfen war fehlerfrei durchgekommen, aber immerhin alles gefunden und keine Verletzungen. Schade, Matti fiel ein wenig zurück, belegte aber am Ende einen tollen 23. Rang als einziger Deutscher bei 64 Startern in seiner Altersklasse. Dann die große Überraschung! Merle als Dritte und Marie als Sechste wurden zur Siegerehrung aufgerufen! Es gab eine große schöne Bronzemedaille und eine Art Schokoladenorden. In den offiziellen Endergebnissen, die am Abend im Internet veröffentlicht wurden, wurden sie allerdings als Vierte (Merle) und Achte (Marie) geführt, was dann auch eher den Ergebnissen entsprach. Man hatte sich auch bei Siegerin und Zweitplatzierter irgendwie getäuscht und nicht die richtigen Mädchen geehrt. Deswegen füge ich zwar ein Bild der Siegerehrung an, das aber nur unter Vorbehalt zu bewundern ist. Sei’s drum, für uns natürlich ein schöner Abschluss! Denn es hieß abreisen und am nächsten Tag in Newcastle die Fähre erreichen, die wir übrigens mit einigen deutschen und schweizerischen OLern befuhren, darunter auch einige bekannte Gesichter aus Rheinhessen.

Die Six Days waren super! Außer dem peinlichen Zwischenfall bei der Siegerehrung (Man denke an die arme eigentliche Gewinnerin!) war von Campinggelände, Bustransfer und Versorgung bis hin zu Beschilderung und Kartenmaterial alles sehr gut organisiert. Wir haben sehr, sehr viel gelernt! Und wir sind sehr, sehr stolz auf unsere Kinder!! Ein bisschen auch auf uns, denn unsere bescheidenen Ziele haben wir auch erreicht: In insgesamt 34 (!) Läufen hatten wir Niemänner keinen einzigen Fehlstempel!